Impfungen in der kalten Jahreszeit – Pharma Deutschland gibt Tipps
Pharma-Deutschland-Hauptgeschäftsführerin Dorothee Brakmann erklärt im Interview, welche Impfungen in dieser Herbst- und Wintersaison entscheidend sind und welche Rolle die Apotheken als Impfstelle spielen.
1.) Welche Impfungen empfehlen Sie auf jeden Fall, um gut über den Winter zu kommen?
Dorothee Brakmann: Besonders wichtig ist die Grippeschutzimpfung. Sie wird vor allem für Menschen ab 60 Jahren und Personen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes, mit Lungenerkrankungen (z. B. COPD), einer schwachen Abwehr oder neurologischen Krankheiten empfohlen. Aber auch Gesunde profitieren von ihr – insbesondere, wenn sie mit älteren oder kranken Angehörigen zusammenleben. Denn die Impfung schützt nicht nur einen selbst, sondern auch die Menschen im direkten Umfeld. Wer im Winter verreist, sollte an diese Impfung denken. Bei Reisen in wärmere Länder sind zudem weitere Reiseimpfungen wichtig.
Für Menschen ab 60 Jahren – besonders für Hochbetagte, chronisch Kranke oder Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen – kann auch eine Impfung gegen das sogenannte RS-Virus (RSV) sinnvoll sein. Außerdem wird in dieser Altersgruppe die Pneumokokken-Impfung empfohlen. Sie kann vor schweren Infektionen wie einer Lungenentzündung schützen.
In den kalten Jahreszeiten wird meistens in Innenräumen und dem Nahverkehr weniger gelüftet. Dies trägt zu dem erhöhten Ansteckungsrisiko für Corona bei.
Deshalb lohnt es sich, regelmäßig den Impfpass in der Arztpraxis oder Apotheke kontrollieren zu lassen. So können Patientinnen und Patienten feststellen, ob der Schutz zum Beispiel gegen Tetanus noch ausreicht. Je nach Alter, Gesundheit oder Beruf können auch Impfungen gegen Krankheiten wie Hepatitis oder Gürtelrose sinnvoll sein.
Sehr wichtig ist zudem, auf den Impfschutz von Kindern zu achten – vor allem gegen Masern, Mumps und Röteln. So lassen sich schwere Erkrankungen vermeiden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt außerdem die Impfung gegen HPV (humane Papillomaviren) für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren. Sie schützt später vor bestimmten Krebsarten. Am wirksamsten ist die Impfung, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen wird.
2.) Sollte man sich überhaupt noch gegen Corona impfen lassen?
Dorothee Brakmann: Ganz klar ja. Dies gilt insbesondere für Erwachsene mit einem erhöhten Risiko für schwere Infektions- und Krankheitsverläufe. Also Personen, die älter als 60 Jahre sind, Frauen im gebärfähigen Alter und Menschen, die in Pflegereinrichtungen leben. Chronisch Erkrankte sollten vor einer Impfung eine ärztliche Beratung in Anspruch nehmen. Aber auch Erwachsene im Alter von bis zu 59 Jahren, die bisher noch ungeimpft sind oder keine drei Antigenkontakte bzw. keinen Covid-Infekt hatten, sollten sich impfen lassen, denn so lassen sich schwere Krankheitsverläufe abmildern. Insgesamt ist man in Deutschland gut gerüstet, um die Menschen zu impfen.
3.) Welche Rolle spielen die Apotheken als Impfstellen?
Dorothee Brakmann: Apothekerinnen und Apotheker dürfen seit der Corona-Zeit gegen Grippe und Covid-19 impfen. Das ist ein echter Fortschritt, und davon profitieren insbesondere Menschen, die sonst selten zum Hausarzt gehen. Sie können sich nun unkompliziert, schnell und ohne großen Aufwand impfen lassen. Damit schützt man nicht nur sich selbst, sondern auch Familie, Freunde, Kolleginnen und Kollegen. Die Apothekerinnen und Apotheker, die impfen, sind dafür speziell geschult.
Wünschenswert wäre, dass Apotheken künftig auch noch weitere Impfungen anbieten dürfen – zum Beispiel gegen Pneumokokken oder FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis). Das könnte helfen, die Impfbereitschaft und damit die Impfquote in Deutschland zu steigern. Denn im Vergleich zu anderen europäischen Ländern liegt sie hier noch zu niedrig. Damit sich das ändert, braucht es bessere Rahmenbedingungen, damit Apotheken mehr Impfungen durchführen können.
Schon jetzt unterstützen Apotheken das Thema Impfen auf viele Arten: Sie prüfen den Impfpass, beraten zu sinnvollen Impfungen und verweisen im Bedarfsfall an die Arztpraxis.
Denn eines ist klar: Impfen ist der einfachste und wirksamste Weg, sich und andere vor schweren Krankheiten zu schützen.