Datengrundlage der EU-Kommission zur Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) gerät zunehmend unter Druck
Die wissenschaftliche Grundlage der überarbeiteten Kommunalabwasserrichtlinie (KARL) der Europäischen Kommission steht zunehmend in der Kritik. Bereits am 7. Mai 2025 forderte das Europäische Parlament die EU-Kommission dazu auf, die Folgenabschätzung der Richtlinie aufgrund widersprüchlicher Daten zur Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Human-Arzneimitteln zu überarbeiten.
Jetzt legt der Verband Medicines for Europe mit finanzieller Unterstützung von Pharma Deutschland ein zweites unabhängiges Ramboll-Gutachten vor, das zentrale Einwände der Pharmaindustrie gegen die bisherige Bewertung der Spurenstoffverursacher im kommunalen Abwasser untermauert.
Die neue Analyse des Beratungsunternehmens Ramboll basiert auf umfassender Auswertung öffentlich zugänglicher Literatur und Studien zu Mikroschadstoffen im Abwasser. Zentrales Ergebnis: Es existieren derzeit keine belastbaren Daten, die absolute Aussagen zur prozentualen Herkunft von Spurenstoffen im Abwasser rechtfertigen. Insbesondere lässt sich die oft zitierte Angabe der Europäischen Kommission, dass 66 % der Schadstoffe aus Human-Arzneimitteln stammen, wissenschaftlich nicht belegen.
Stattdessen zeigen die untersuchten Quellen, dass Spurenstoffe im Abwasser aus einer Vielzahl unterschiedlicher Quellen stammen – darunter Industrie, Haushalte, Landwirtschaft und weitere Lebensbereiche. Die einseitige Fokussierung auf Human-Arzneimittel und Kosmetikprodukte als Hauptverursacher wird durch die aktuelle Datenlage nicht gestützt.